Hält das Knie, hält es nicht, wie lange hält es, wie sehr kann ich es belasten, kann ich bergab gehen, lieber nicht, gähn, ich kann nur langweilige Touren machen. Im Sinne von nicht viel bergab. Aua, das Knie. In diesem Urlaub in Südtirol lief es nicht ganz so, wie ich das gewohnt bin. Draußen Kaiserwetter, stabile Temperaturen und super Wetterlage, jeden Tag strahlend blauer Himmel, und ich kann und kam nicht auf den Berg. Weil ich dem Knie nicht vertrauen kann, den Wanderkörper wieder runterzubekommen, das Knie tut weh und sagt: ohne mich, Schätzchen.
Abstiege beim Wandern sind schon immer anstrengender für mich aus Aufstiege. Körperlich wie mental. Nicht umsonst gab der Ex-Mann mir den bezeichnenden Namen „Bianca Bergziege“. Rauf, hops, hops, hops, über Stock und Stein, im Nullkommanix, runter sehr bedächtig und eben auch mal mit Knieschmerzen oder Abrutschphantasien mit albtraumhaften Szenen und deshalb eher langsam und vorsichtig. Meine Wanderstöcke habe ich mir auch wegen der Abstiege zugelegt, weil ich mich auf meinen Fuß nicht mehr verlassen konnte. Nun kommen also auch die Knie dazu.
Was genau schief gegangen ist, das weiß der Geier. Bei der ersten Tour direkt am ersten Tag. Vielleicht waren die Knie noch von der 12-Stunden-Anfahrt mit dem Schaltgetriebe-Auto beleidigt und ich hätte besser erstmal einen Tag lang gar nichts gemacht. Aber, hey, du freust dich das ganze Jahr über auf den Bergurlaub im September, bist nach der ewigen Anfahrt endlich da, wachst auf, es ist perfektes Wanderwetter – da denkst du doch nicht, ach, heute erstmal Liegewiese vor dem Hotel? Also los, Rucksack gepackt, Schuhe und Stöcke an, Sonnenbrille auf und Warmlaufrunde um den Setsass!
Vielleicht war der Menschenblock aus 90 Italienerinnen und Italienern, in den ich direkt zum Tourenstart nach sprichwörtlich fünf Metern reinlief, ein Wink des Schicksals. Dass das nicht die Tour für diesen Tag ist. Vielleicht habe ich mich bei den Überholmanövern vertreten oder das Bein verdreht. Vielleicht war das lange Stück, das ich wegen der zu überholenden Menschenmasse ohne Stöcke gegangen bin, das Problem. Was auch immer – in den darauf folgenden Tagen waren nur ganz einfache Touren drin, und selbst da kam ich auf den Wegstücken mit Gefälle, egal wie kurz und harmlos, kaum dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
So ein Körper ist gemein. Das ganze Jahr läuft man draußen rum, aber halt im Mittelgebirge, auf überwiegend ebenen Wegen, und das Gebirge mit den felsigen, steilen, gerölligen Wegen und den wahnsinnigen Höhenunterschieden auf kurzer Strecke ist halt was ganz anderes. Das merkt der Körper und ist dann sofort beleidigt. Trotz Wanderstiefeln, orthopädischen Einlagen und Wanderstöcken. Pfffff, beleidigt. Was ist das denn hier, wie soll ich denn bitteschön mit einem Tritt hier die Felsblock-Höhe überwinden, sagt das Knie, ich sag dem Knie, das hast du schon 100.000-mal gemacht, aber es will einfach nicht und tut furchtbar weh.
Also geht es jetzt eine Woche früher als geplant wieder zurück nach Hause, es ist einfach zu frustrierend, diese von blauem Himmel umstrahlten, verführerisch leuchtenden Berge mit ihren glitzernden Gipfelkreuzen vor der Nase zu haben und nicht hinauf- bzw. nicht wieder davon hinabsteigen zu können. Ich setze auf nächstes Jahr. Man soll sich ja nicht über Dinge ärgern, die man nicht ändern kann. Ich versuche das zu lernen. Also gucken lassen, was mit den Knien los ist, irgendwas anderes oder gezielter oder was auch immer trainieren und nächstes Jahr wieder ins Auto mit Schaltgetriebe steigen, um nach 12 Stunden Fahrt ohne Malaisen am nächsten Tag loslaufen zu können und für den ganzen folgenden Urlaub dabei zu bleiben. Berge rauf, Berge runter, Berg heil bis zum Umfallen (dann hoffentlich nicht am Gipfel).



Viel zu Fuß und immer mit offenen Augen unterwegs ist die Frau aus dem Melandertal. Wenn sie es schafft, den Dingen ein Augenzwinkern abzugewinnen, teilt sie ihre Eindrücke, Gedanken sowie Wander- und sonstigen Aktivitäten in diesem Blog.
Das tut mir echt leid für Dich. Stell Dich mit Deinem Knie doch mal bei Frau Dr. Viehof vor….wenn Du wieder zuhause bist. Das könnte ich mir vorstellen gibt einen unkomplizierten Schlachtplan.
Trotzdem noch einen schönen Resturlaub und viel Vergnügen bei allem, was Du tust.
L. G. Conny