Verwirrende eBay-Stimmen: SOS, Marine Austria

eBay-Kleinanzeigen sind immer abenteuerlich. Das habe ich schon beim letzten Umzug vor zwei Jahren festgestellt – es melden sich abenteuerlichste Leute mit noch abenteuerlicheren Geschichten, egal ob man eine Küchenzeile oder eine Tasche verkauft. Meist muss man mit sehr vielen davon kommunizieren oder Termine vereinbaren, die dann wahrgenommen werden oder auch nicht, bis irgendeine Verhökeraktion erfolgreich verläuft. Aktuell erfahre ich das wieder mit dem Versuch, mein Rennrad loszuwerden.

Sauerbier ist glaube ich einfacher. Das hatte ich schon befürchtet, dass ein gebrauchtes Rennrad, das nicht von einer Marke ist, bei der Rennradfreaks Tränen in die Augen bekommen – Cannondale, Stevens oder was anderes Teures – nicht gerade die Massen anlockt. Deshalb habe ich versucht, die Anzeige breit zu streuen. Mit durchschnittlichem Erfolg. Der Mann hat Facebook gepflastert, ich habe es beispielsweise im Fitnessstudio versucht. Das hängt am Schwarzen Brett aber nur noch Infos vom Studio auf, keine Zettel mehr von zahlenden Mitgliedern. Im Rennradforum des einschlägigen Magazins „Tour“ werden nur die Anzeigen von Cannondale-, Stevens- und alten italienischen Klassikerrädern aufgerufen. Meine darbt. Also eine eBay-Anzeige. Es passiert nicht viel, zwei Dutzend Menschen merken sich das Rad vor, melden sich aber nicht. Ein Mensch meldet sich. Und das ist gleich so abgefahren, dass es für die zwei Dutzend reicht. Der eBay-User schreibt:

„Ich stimme mit dem Preis, den Sie lassen, dass ich in Österreich bin und bin in der Marine Kern, ich bin auf See jetzt. Ich kaufe das für meinen Familie als Überraschungsgeschenk. Ich (…) kann nur per PayPal oder Bank im Moment bezahlen (…) Eine Schifffahrtsgesellschaft, die für die Abholung kommen wird, nachdem ich erfolgreich die Zahlung an Ihr Konto geleistet habe, werden sie Zeit und Datum mit Ihnen planen (…) Mein Name und Adresse für Alle Dokumentationen über den Artikel und alle anderen Dokumentationen sollten von meinem Pick Up Agent vorbereitet werden.“

Was mache ich nun damit? Fällt das in die Kategorie der betrügerischen afrikanischen Finanzierungsanfragen für kostspielige Operationen angeblicher Großschwipponkels? Hat Österreich überhaupt eine Marine? Die haben doch gar keine Küste? Brauchen die eine Marine für den Wörthersee? Ich antworte dem User, der mir wiederum zusichert, das Geld zu überweisen. Na, da bin ich mal gespannt. Vielleicht tauchen demnächst bewaffnete, dunkel bekleidete Menschen im Hausflur auf, die das Rennrad erpressen. In der Zwischenzeit kann ich mich mit den immerhin weniger fragwürdigen Kontaktaufnahmen zur Kommode beschäftigen, die ich ebenfalls über eBay anbiete.

Update: Die ganze Geschichte hat sich tatsächlich als eine dieser betrügerischen Western-Union-Afrika-Connections entpuppt. Hoffentlich passiert nach einem Haufen seltsamer Scheck-E-Mails gefälschter Banken jetzt nix mehr.

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