„Zo Foß durch Kölle jonn“ ist das vom gleichnamigen Buch entlehnte Motto der Sonntagsspaziergänge im Hause Harmuth/Schierle nach dem Umzug. Erst zwei Mal waren wir unterwegs, und so vieles haben wir schon gesehen, vor so vielem haben wir gestanden, was man nicht vermutet hätte. Indianersiedlung? Märchensiedlung? Lauschiger Weiher mit Familie Schwan und Tretbooten am Militärring?
Alles Köln, alles nicht weit außerhalb, und alles so zauberhaft und idyllisch, oft wie aus einer Zeitkapsel gefallen, dass ich mich frage, warum die Kölner ewig nur ihren Dom ins Rampenlicht stellen. In Dünnwald gibt es ein Außenkloster des Klosters Steinfeld in der Eifel. Dort haben wir auch schon gesessen, am Eifelkloster, ein imposantes Anwesen mit ebenso imposanten Kuchenstücken auf dem Cafételler und imposantem Klosterbier. Das schicke, fette Eifelkloster war den vermutlich nicht so schicken, aber bestimmt fetten Mönchen vorbehalten, wohingegen man die Nonnen ins ferne Köln-Dünnwald hockte. Von deren Mitgift-Kohle mit Sicherheit die Mönche ihr Eifelbier brauten und de Sadesche Mönchsorgien feierten. Aber da geht schon wieder meine Phantasie mit mir durch. An ebenjener Nonnen-Klosteraußenstelle radelte uns ein älterer Herr über den Weg, der uns noch auf Malereien aus dem 12. Jahrhundert in der Nebenkapelle hinwies und zu deren Besichtigung wir dann gemeinsam in eine Taufe platzten. Der ältere Herr blieb, wir schritten weiter voran, nur um ihn wenige Kilometer später wieder anzutreffen, im Kölner Kunstfeld. Herr Grunwald, wie er sich dann mit Handschlag vorstellte, wohnt dort, hat, wie sich weiter herausstellte, in Bad Godesberg gearbeitet und schon war die Welt wieder auf ein Dorf heruntergeschrumpft. Die Kunstfeldsiedlung ist auch so ein aus der Zeit gefallener Ort, es gibt dort eine seit 1894 betriebene Gaststätte, die Waldschenke.
Man sitzt dort und denkt, man halte sich in einem Zwergenmärchen auf. Winzige Fachwerkhäuser, uralte Bäume, Windrauschen. Ich hielt am Tisch sitzend nach roten Mützen in der Hecke Ausschau, Schichtende bei den Zwergen, die auf dem Weg zurück ins kleine Fachwerkheim noch schnell ein Bier in der Waldschenke bestellen. Der wiedergetroffene Herr Grunwald freute sich so sehr darüber, dass mitteljunge Menschen bei 30 Grad Sommerhitze mit einem Stadtführer in der Hand alte Schuppen und Siedlungen ablatschen, dass er uns für unseren nächsten Besuch im Kunstfeld gleich zu sich nach Hause eingeladen hat. Ich freu mich schon auf die nächste Tour, die soll im Zeichen Adenauers (der ja mal Kölner Oberbürgermeister war) 19 Kilometer durch die Stadt führen.
Wer auch in Köln lebt und neue Seiten oder überhaupt Seiten an der Stadt entdecken möchte: Das ist das Buch. Ich habe meinen Kolleginnen und Kollegen am Mittagstisch davon erzählt und blickte nur in Stirnrunzeln und verständnislose Gesichter. Mein Kölsch reichte nicht aus, den Buchtitel verständlich auszusprechen. Mit „Zovos“ hatten alle eine griechische Insel vor Augen. Gut, mit Schwäbisch spreche ich ja schon eine Dialekt-Fremdsprache, kann ja nicht alles können. Hierzu ein kleiner Test für Nicht-Schwaben:
Viel zu Fuß und immer mit offenen Augen unterwegs ist die Frau aus dem Melandertal. Wenn sie es schafft, den Dingen ein Augenzwinkern abzugewinnen, teilt sie ihre Eindrücke, Gedanken sowie Wander- und sonstigen Aktivitäten in diesem Blog.


